Büchereien sind mehr als reine Buchausleih-Stellen, vor allem, wenn sie hauptamtlich geführt werden. Sie sind Orte der Stadtgesellschaft, bieten niederschwelligen Zugang zu Informationen, engagieren sich in frühkindlicher Bildung durch Sprach- und Leseförderung und bieten Möglichkeiten zur gesellschaftlichen Teilhabe. Deshalb gehören Bibliotheken und Büchereien zu Recht zu den am besten besuchten öffentlichen Einrichtungen bundesweit. Immer mehr Kommunen entdecken das Potential der öffentlichen Bücherhallen, Seligenstadt gehört bisher noch nicht dazu. Mit bisher lediglich neun Wochenöffnungsstunden, bietet die Öffentliche Bücherei gerade einmal die Hälfte der für die Einwohnerzahl empfohlenen Öffnungsstunden an. Aber eine gute Erreichbarkeit ist wichtig, gerade auch, weil immer mehr Frauen berufstätig sind und die Zeiten, in denen Familien Büchereien besuchen, sich verändert haben. Als Beispiel reicht ein Blick über den Main ins kleinere Alzenau. Dort hat die Stadtbibliothek 31 Wochenöffnungsstunden und damit mehr als dreimal so lange geöffnet wie in Seligenstadt. Auch der Einsatz von Minijobs und Ehrenamt sind in den meisten kommunalen Bibliotheken – anders als vom Bürgermeister öffentlich behauptet – selbstverständlich. Wir Seligenstädter Grünen haben deshalb in der letzten Stadtverordnetenversammlung gefordert, dass eine Erweiterung der Öffnungszeiten geprüft wird. Doch nicht einmal eine ergebnisoffene Prüfung wollte die Koalition bewilligen. Stattdessen wurde pauschal auf die kirchlichen Büchereien und die Bücherzellen verwiesen. Bücherzellen ersetzen aber keine hochwertige Bildungsarbeit und bieten auch keinen Aufenthaltsraum oder die Möglichkeit, neue Medien wie Tonies, einfach einmal niederschwellig auszuprobieren. Auch aktuelle Literatur oder Fachzeitschriften sucht man vergeblich. Mit der pauschalen Ablehnung unseres Antrags hat die Koalition eine Chance vertan, Kultur, Bildung und soziale Teilhabe gleichermaßen zu fördern und aktiv etwas für die Seligenstädter Stadtgesellschaft zu tun.