Die Seligenstädter Grünen stimmten bei der Stadtverordnetenversammlung am
vergangenen Montag gegen die erneute Offenlegung des Bebauungsplans für das
Bahnhofsareal. Die Grünen kritisieren hierbei vor allem den Gesamtprozess und werfen
der Regierungskoalition und der Verwaltungsspitze vor, erst Tatsachen zu schaffen und dann
im Nachhinein, nach Abschluss der Baumaßnahmen noch die Bürgerinnen und Bürger
halbherzig zu involvieren, obwohl zwölf Jahre Zeit war, den Bebauungsplan aufzustellen. Ein
weiterer Kritikpunkt der Grünen ist die Art und Weise, wie das Areal bebaut wird.
Fraktionsvorsitzender Frederick Kubin kritisiert: „Die bisher ausgeführten Baumaßnahmen
sind keine Lösungen für das heutige Zeitalter überhitzter Städte und massiver
Flächenversiegelung. Nicht nur uns Grünen, sondern vielen Bürgerinnen und Bürgern ist es
aufgestoßen, dass es so überbreite, versiegelte Wege und Bürgersteige gibt. Dass keine
größeren Begrünungsflächen angelegt wurden, dass die neu gepflanzten Bäume zu wenig
Platz zum Wachsen haben, so dass sogar die ausführende Pflanzfirma die Verantwortung
zurecht nicht übernehmen will. Und fordern die Bürgerinnen und Bürger dann etwas mehr
Grün in ihren Einwendungen, erhalten sie als Antwort, dass das nicht gehe, weil man sich
penibel an die Vorgaben der STVV halten müsse. So wird uns Stadtverordneten auch noch
die Schuld für diese Fehlplanung in die Schuhe geschoben.“
Laut der Grünen wurden bei der Bebauung die Bedingungen vor Ort zu wenig berücksichtigt.
So meint Kubin: „In den zuständigen Ämtern wird das vorhandene stadtplanerische Potential
gar nicht ausgeschöpft, dort scheint man vielmehr angehalten, weiter nach Schema F zu
bauen, als müssten wir nicht heute schon die lokalen klimatischen Verhältnisse der nahen
Zukunft mit einplanen. Wir zeigen hier ein weiteres Mal, dass die Regierungskoalition keinen
Gestaltungswillen hat.“ Co-Vorsitzende Silke Rückert-Urban meint: “ Wie es besser hätte
gehen können haben wir 2019 in einer Informationsveranstaltung vor Ort schon dargestellt
und mit Anwohnerinnen und Bürgern besprochen. Es fehlt auch ein übergeordnetes
Konzept, ein Ziel, wie man begrüßt werden soll, wenn man mit dem Öffentlichen Nahverkehr
ankommt. Und das werden in Zukunft immer mehr Menschen tun. Warum gibt es keine
Initiativen, den Bahnhofsvorplatz mitzugestalten? Wenn man so in Seligenstadt ankommt,
möchte man gleich wieder weg.“ Laut der Seligenstädter Grünen hat die Fehlplanung schon
2013 begonnen, als man die Möglichkeit absichtlich nicht genutzt hat, vom Vorkaufsrecht
beim Bahnhofsgebäude Gebrauch zu machen. Die Grünen kritisieren zudem, dass bei der
Gestaltung des Bebauungsplans Kompromisse mit dem Investor gemacht wurden, die eine
nachteilige Bahnhofsgestaltung zur Folge hatten. „Wir haben nicht zugestimmt, weil wir es
ablehnen so kontextlos zu entwerfen, so massiv unnötig zu versiegeln und uns durch private
Investoren in eine solche Abhängigkeit zu bringen. Ihr durchaus guter Wille einen
Mobilitätknotenpunkt umzusetzen, der letztlich auch nur auf der Hartnäckigkeit einer
Bürgerinitiative und der engagierten Anwohnerschaft beruht, geht bei der schlechten
Ausführung unter. Mit vertanen Chancen kann man eine Stadt auch über die eigene Wirkzeit
hinweg prägen.“, so Kubin in seiner Rede vor der Stadtverordnetenversammlung.